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Konfirmationspredigt am 06.05.18

 

Konfirmationspredigt zu Matth. 28, 20
am 06.05.18 in Wilhelmsfeld

"You'll never walk alone"

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden,
liebe Eltern, Paten und Angehörige, liebe Fest-Gemeinde,
Was war das für ein Spiel – das UEFA Champions League Finale am 25. Mai 2005 im Atatürk Stadium in Istanbul. Zur Pause führt der AC Mailand durch Tore von Maldini und zwei von Crespo mit 3:0 gegen den FC Liverpool. Das Spiel scheint gelaufen. Doch dann angefeuert von den Liverpooler Fans mit ihrem Gesang „You’ll Never Walk Alone“ erzielt Steven Gerrard in der 54. Minute das erste Tor, zwei Minuten später markiert Šmicer den Anschlusstreffer und schließlich trifft Xabi Alonso in der 60. Minute zum Ausgleich. Innerhalb von sechs Minuten ist das Spiel wieder völlig offen. Nachdem auch die Verlängerung zu keinem weiteren Tor führt, steht das Elfmeterschießen an. Serginho vergibt für Mailand den ersten Elfer, während Didi Hamann sicher verwandelt. Nach dem dritten Fehlschuss auf Seiten Mailands durch Shevchenko reißen die Liverpooler die Arme hoch, der FC Liverpool gewinnt das Spiel und ist Sieger der Champions League 2004/2005.

You’ll Never Walk Alone“, auf Deutsch „Du wirst niemals alleine gehen“ – das ist die Fußballhymne des FC Liverpool seit den sechziger Jahren. Die Fans kennen sie in und auswendig, können ein ganzes Stadion mit ihrem Gesang ausfüllen. „Gib niemals auf“ lautet die Botschaft. „Halte deinen Kopf oben und fürchte dich nicht vor der Dunkelheit. Am Ende des Sturms ist ein goldener Himmel.“ 
Vor jedem Spielbeginn wird im Liverpooler Stadion an der Anfield Road „You’ll Never Walk Alone“ von den Zuschauern auf der Tribüne als Vereinshymne angestimmt. Auch in Deutschland wird diese Hymne u.a. von den Fans von Borussia Dortmund, Mainz 05, Borussia Mönchengladbach und FC St. Pauli gesungen.

„You´ll never walk alone“. 
Mit dieser Message verlasse ich aber jetzt einmal die Fußballarenen und mache eine Rückblende ins Jahr 30 n. Chr., zu einem Berg in Galiläa im damaligen Palästina. Dort treffen sich nach Ostern die Freunde und Freundinnen Jesu ein letztes Mal mit ihm, bevor er zu Gott, seinem Vater zurückkehrt. Ganz am Schluss sagt er zu ihnen:
"Denkt daran und nehmt es wahr: ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt." Oder anders gesagt: „You´ll never walk alone.“

Am Ende des Evangeliums, am Ende des irdischen Wirkens von Jesus, da geht es neu los. So, wie sie ihn kannten, werden sie ihn nun nicht mehr sehen.
Aus vorbei? - Nein, eben nicht...
Das ist das Besondere am christlichen Glauben, dass es nicht beim Ende bleibt.
Das war das Ende - das ist zugleich ein neuer Anfang.
Eine Zeit des Übergangs. Am Ende steht ein Anfang.

II.
Auch ihr, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, befindet Euch ja in einem Übergang.
Ich meine jetzt nicht nur heute: der Konfi-Unterricht ist vorbei, ihr könnt z.B. Paten werden, das Leben als mündige Christen beginnt.
Ich meine jetzt noch etwas umfassender: den Übergang vom Kind zum Jugendlichen, den Erwachsenen im Blick. Manche nennen diese Zeit “Pubertät”. Eigentlich könnte man ein Schild dranhängen:
“Achtung! Wegen wichtiger Renovierungs-Arbeiten an Herz, Hirn und Hormonen kommt es vorübergehend zu Unannehmlichkeiten. Wir danken für Ihr Verständnis .“
Andere möchten sogar dranschreiben:
“Wegen Umbau geschlossen”

Ihr selbst sagt vielleicht lieber: "Pubertät ist, wenn die Eltern komisch werden."
Auf jeden Fall: es ist eine Zeit des Übergangs, und je nachdem gibt es halt mehr oder weniger umfangreiche Renovierungsmaßnahmen.
Eine Zeit des Übergangs – auch was den Glauben anbelangt.
Der Kinderglaube verabschiedet sich, wird zumindest umgebaut ...
Auch als Jugendlicher oder Erwachsener kann man an den Gott Jesu Christi glauben.
Auch als aufgeklärter Mensch, naturwissenschaftlich wohl informiert, kann man an den Schöpfer des Lebens glauben, ohne gleich Vorstellungen und Weltbilder vergangener Zeiten mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen verwechseln zu müssen.
Der Christenmensch deutet das eigene Leben im Licht Gottes. Was wichtig bleibt, auch in einem Jugend- oder Erwachsenen -glauben:
Da ist einer, der dich begleitet.
Einer, der bei dir ist,
egal, wie’s dir geht,
egal, ob du dich grad verliebt hast, oder enttäuscht wurdest,
egal, ob du ne 2 oder 5 nach Hause gebracht hast,
egal, ob du Zoff mit deinen Eltern hast oder die grad mal mehr erlaubt haben, als du es ihnen zugetraut hättest.
Einer der dich begleitet.
Du gehst nicht allein durch’s Leben....

III.
You’ll never walk alone
"Wenn du durch einen Sturm gehst,
halte den Kopf hoch
und fürchte dich nicht vor der Dunkelheit

Geh weiter durch den Wind
geh weiter durch den Regen -
auch wenn deine Träume zerstoben sind, geh weiter.
Geh weiter mit Hoffnung, in deinem Herzen
und du wirst nie alleine gehen..."

So singen die Toten Hosen diese Hymne.
IV.
Liebe Konfirmanden und gleich Konfirmierte, dieses : "Du wirst nicht allein gehen!" Das gilt auch für euer persönliches Leben...
Natürlich wünschen wir euch immer Menschen, die mit euch weitergehen, Menschen, auf die Verlass ist....
Eure Eltern, die Paten und Großeltern, gute Freunde werden auch weiter versuchen, euch zu begleiten.
Manchmal gelingt ihnen das besser, manchmal weniger.
Manchmal ist es vielleicht auch etwas nervig...
Aber versuchen werden sie es, gute Begleiter zu sein.

Aber wir sollten dieses Lied noch weiterdenken:
Es ist Gott, der jedem und jeder von euch das zusagt: Du wirst nicht allein gehen.
Der Gott Jesu Christi, von ihm haben wir ja während der Konfirmandenzeit einiges gehört, gesehen, gelesen, gespielt. Der Gott, wie ihn Jesus uns vorgestellt hat: als gütiger Vater, als tröstende Mutter, als echter Freund, auf den Verlass ist. Es ist der Gott, der weiter in eurem Leben wirken will, wir nennen das den Heiligen Geist.
Gott lässt sich durch nichts und niemanden abhalten, bei euch zu sein.

V.
Zur Konfirmation wird einem vieles gewünscht:
Herzlichen Glückwunsch, alles Gute … Gute Wünsche.
Aber wir sollten sie erweitern.
Wir wünschen euch auch, dass ihr mit Niederlagen umgehen könnt, mit Enttäuschungen und Abstiegen. Uns ist kein Leben ohne Niederlagen versprochen, ohne Sturm und Regen ...
Was uns zugesagt ist, dass wir nicht allein gehen werden, dass Gott bei uns sein wird...
Ihm könnt ihr alles sagen, was euch bewegt, “beten” nennt man das.
Auf ihn könnt ihr setzen, wenn’s euch mal so richtig mies geht...
Die Sorgen werden dadurch nicht weggewischt, aber man kann damit besser umgehen, man kann auch die Herausforderungen besser angehen, sei’s eine Klassenarbeit, sei’s ein Date, bei dem man nicht weiß, wie man’s dem anderen sagen soll sei’s ein Zoff mit der besten Freundin, mit dem guten Kumpel oder die Bitte um Entschuldigung, die einem so schwer von den Lippen geht.
Einmal über den eigenen Schatten springen – Gott ist bei euch, wenn ihr über euren Schatten springt.
Wer sich von Gott begleitet weiß, der kommt besser durch die Stürme des Lebens. Jedenfalls ist das meine Erafhrung.
Wer sich von Gott begleitet weiß, der kann auch mit Erfolgen besser umgehen.
Ich fand das klasse, wie Lena Meyer-Landrut 2010 eine Stunde nach ihrem Sieg beim European Song Contest in Oslo gesagt hat:
„Zu gewinnen ist ein gutes Gefühl. Aber gewinnen ist nicht alles. Das ist wirklich unglaublich, wir sind alle sehr glücklich. Aber das ist nicht das Leben, es ist ein Teil des Lebens.“

VI.
Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden,
am Ende steht ein Anfang. Und ich hoffe, das ist auch für euch so.
Am Ende der Konfirmandenzeit ein Anfang: Nein, keine Angst, der Unterricht geht nicht weiter. Aber euer Leben als Christenmenschen geht weiter, als Menschen, die zu Jesus und seinem Gott Ja sagen, als Menschen, zu denen Gott Ja sagt...
Sein Segen gilt, auch der Konfirmationssegen.
Was auch passiert: ob die Eltern komisch werden, oder ihr wegen Umbau grad mal schließt, ob ihr gewinnt, oder grad mal verliert. Und Jesu Zusage gilt:
“Denkt daran und nehmt es wahr: 
ich bin bei euch alle Tage
bis an das Ende der Welt.“
„You´ll never walk alone. 
Amen.