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150 Jahre evangelische Kirche in Wilhelmsfeld

Seit seiner Gründung im Jahre 1710 gehörte Wilhelmsfeld mit anderen Nachbargemeinden zum Kirchspiel Heiligkreuzsteinach.
1857 wurde vom Evangelischen Oberkirchenrat in Karlsruhe die Einrichtung einer eigenen Pfarrei in Wilhelmsfeld genehmigt. 1864 erfolgte dann durch großherzogliche Entschließung die endgültige Entscheidung in dieser Sache. 1864 begannen daraufhin die Bauarbeiten an der neuen Kirche auf den Grundstücken des Forstaufsehers Stockmar, die dieser an die Evangelische Kirche schon 1858 verkauft hatte, und 1865 konnte Richtfest gefeiert werden.
Am 14. Juni 1867 wurde Wilhelmsfeld durch Gesetz des Großherzogs Friedrich von Baden und des Oberkirchenrats als selbständige evangelische Kirchengemeinde etabliert. Und am 1. Juli 1868 wurde dann die Kirche in Anwesenheit von Dekan Hamm, mehrerer Pfarrer und vieler Gäste aus den Nachbargemeinden eingeweiht. Der erste Pfarrer war Vikar August Eberlin. Seitdem wird in Wilhelmsfeld am ersten Juli-Wochenende Kerwe gefeiert.
Schon 1868 wurden im Turm 2 kleinere Glocken aufgehängt, die dann 1897 durch eine neue, größere Glocke (die Friedrichsglocke) unter finanzieller Beteiligung des Großherzogs ergänzt wurden. Aus Dankbarkeit für diese Unterstützung wurde in der Kirche eine Büste des Groß-herzogs nach dessen Tod 1908 in der Kirche enthüllt, die sich dort bis 1955/56 befand. 1917 mussten 2 Glocken für Kriegszwecke abgegeben werden, und erst 1922 konnten unter Pfr. Brauch eine Luther-Glocke in Handschuhsheim und eine Glocke in Dossenheim gekauft werden. Im 2. Weltkrieg wurden wieder 2 Glocken (die Friedrichsglocke und die Dossen-heimer Glocke) für Kriegszwecke abgehängt und eingeschmolzen. Erst im August 1950 konnte unter Pfr. Weber wieder ein neues, vollständiges Geläut von der Glockengießerei Bachert in Kochendorf bei Heilbronn erworben und feierlich eingeweiht werden. Ein von Pfr. Weber aus diesem Anlass gedichtetes „Heimatlied“ trug auch zur Finanzierung der Glocken bei. Die Glocken wurden zunächst von Kirchendiener und Konfirmanden mit Hand geläutet. Erst 1962 wurde ein elektrisches Geläut installiert.
Schon 1868 war eine gebrauchte, sehr alte Orgel in Heidelberg (aus der Peterskirche stam-mend) gekauft worden. Erst 1903 wurde schließlich eine neue Steinmeyer-Orgel eingebaut, zuerst mit mechanischem Gebläse, das vom Kirchendiener oder den Konfirmanden in Gang gesetzt wurde, und ab den 1950er Jahren mit elektrischem Gebläse.
1893 erhielt die Kirche eine Turmuhr, zuerst noch mit mechanischem, ab den 1950er Jahren mit elektrischem Uhrwerk. 1896 erhielt die Kirche eine Ofenheizung.
1934 fand eine größere Instandsetzung der Kirche statt. 1935 kam es zu einem von zündeln-den Jungen hervorgerufenen Brand im Kirchturm, der aber durch das schnelle Eingreifen von dem gerade nach Wilhelmsfeld gekommenen Pfr. Weber und einigen beherzten Nachbarn ohne größere Schäden schnell gelöscht werden konnte. 1955/56 wurde dann die Kirche im Innern stark umgebaut. Es verschwanden die hölzerne Kanzel und Altar sowie die hölzerne Sakristei. Die Kirche erhielt eine elektrische Fußbankheizung. Im selben Jahr wurde dann ein Gemeindesaal mit Jugendraum an die Kirche angebaut, da Räumlichkeiten für die Aktivitäten von Kirchenchor, Jugendarbeit, Posaunenchor, Frauenkreis und andere Aktivitäten erforderlich geworden waren. 1988 fand dann die letzte größere Renovierung der Kirche statt, bei der die Kirche ihr heutiges Aussehen erhielt und bei der auch der Gemeindesaal stark vergrößert wurde.
Das 150-Jahrjubiläum wurde am Pfingstwochenende 2018 mit einem Konzert in der Kirche, einem Festgottesdienst mit einem anschließenden Empfang und einem Vortrag über die Geschichte von Kirche und Pfarrhaus, sowie einem Kantatengottesdienst feierlich begangen.

Rainer J. Weber Mai 2018